Heimat Thüringen Heft 4/2021 zum Thema "Neue Natur"

Am 21.12.2021 erschien die Zeitschrift Heimat Thüringen zum Thema "Neue Natur - Heimat und Kulturlandschaft im Klimawandel"

Neue Natur - von Dr. Burkhardt Kolbmüller

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»Neue Natur« – das war der Titel des Themenjahres 2021 der Klassik Stiftung Weimar. Thematisiert werden sollte das schwierige Verhältnis zu unserer Umwelt in den Wissenschaften, in Kunst und Literatur bis hin zu politischen Debatten über die Klimakrise. Der Heimatbund Thüringen nahm dies zum Anlass für eine gemeinsame Veranstaltungsreihe mit der Heinrich-Böll- Stiftung Thüringen und der Klassik Stiftung zu den »kulturellen Dimensionen von Klimakrise und sozial-ökologischer Transformation«. Ausgangspunkt und inhaltliche Klammer war die Erkenntnis, dass Klimakrise und Naturzerstörung in erster Linie kulturelle Themen sind: Sie sind menschengemacht, Folge unseres Lebensstils, unserer Art zu produzieren, zu konsumieren, zu leben. Aber auch die notwendigen Gegenmaßnahmen sind zutiefst kultureller Natur: Veränderungen unseres westlichen Lebensstils, ein Ausstieg aus der Wachstumsspirale, der Übergang zu am Gemeinwohl orientierten Wirtschaftsformen und gerechteren globalen Verhältnissen.
Im vorliegenden Heft dokumentieren wir Teile dieser Veranstaltungen und Diskussionen aus ihrem Umfeld, ergänzt durch aktuelle Beiträge zur Thüringer Biodiversitätsstrategie und zu weiteren themenrelevanten Projekten. Die Ereignisse der vergangenen Monate haben die Dringlichkeit der Thematik eindrücklich unterstrichen: Schienen die verheerenden Waldbrände in den USA und in Sibirien noch weit weg, so haben die Flutkatastrophe in der Eifel und andere Jahrhunderthochwasser «gezeigt, dass auch wir von den Folgen eines ungebremsten Klimawandels nicht verschont bleiben werden. Der aktuelle Bericht des Weltklimarates zeigt ebenso wie die Klimakonferenz in Glasgow, dass global und auch in Europa trotz der mittlerweile erdrückenden Faktenlage ein entschiedenes, wirksames Umsteuern nach wie vor nicht in Sicht ist.
Das Thema wird uns nicht nur weiter begleiten, sondern mit Sicherheit an Dringlichkeit und Dynamik gewinnen. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Die bereits jetzt absehbaren Auswirkungen von Klimakrise und Naturzerstörung werden unsere Heimat und unsere Kulturlandschaften in den kommenden Jahrzehnten massiv beeinflussen und verändern. Was kann man angesichts dieser wenig erfreulichen Perspektiven tun? Sicher sollte jede und jeder im eigenen Lebensumfeld Dinge  »nachhaltig« ändern und zugleich die »große Politik« nicht aus der Verantwortung entlassen – mit der Stimmabgabe bei Wahlen, aber auch durch deutliche Wortmeldungen in der Zwischenzeit. Zwischen der neoliberalen Abwälzung der Verantwortung auf die Einzelnen einerseits und dem permanenten Fingerzeig auf »die da oben« andererseits gibt es eine dritte Ebene, in der wir Wirksamkeit entfalten und zugleich das latente Gefühl der Ohnmacht bekämpfen können: Ich meine die lokale und regionale Ebene und das gemeinschaftliche Wirken in Vereinen, Projekten und Initiativen, nicht zuletzt den Heimat-, Umwelt- und Kulturvereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir dazu mit der vorliegenden Ausgabe einige Denkanstöße liefern können.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine anregende Lektüre. Bleiben Sie aktiv, kritisch und optimistisch!
Ihr
Dr. Burkhardt Kolbmüller
Vorsitzender Heimatbund Thüringen e.V.

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