Kulturerbeland Thüringen
Editorial von Pauline Lörzer & Pascal Mauf
Thüringen ist nicht nur reich an landschaftlicher Vielfalt und Schönheit, sondern auch an kulturellem Erbe, das über Jahrhunderte gewachsen ist und von engagierten Menschen bis heute gepflegt und teils neu entdeckt wird.
Unter der Überschrift »Kulturerbeland Thüringen« widmen wir uns in dieser Ausgabe daher der Fülle des Kulturerbes, das in unserem Freistaat entdeckt werden kann. Es ist ein Teil dessen, was Thüringen so besonders und einzigartig macht und zeigt, wie Traditionen hier nicht nur bewahrt, sondern auch weiterentwickelt werden.
Deshalb stehen die Fragen, was eigentlich Kulturerbe ist und wie es bestimmt wird, am Anfang dieser Ausgabe. Es ist wichtig zu verstehen, wie Kulturgüter in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und wie sie durch nationale und internationale Anerkennung – etwa durch die UNESCO – geschützt werden. Thüringen ist Heimat mehrerer Welterbestätten – vom Bauhaus über die Wartburg bis hin zum klassischen Weimar. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die mittelalterlichen Zeugnisse jüdischer Kultur in Erfurt, die seit letztem Jahr die UNESCO-Liste bereichern. Ebenso zum Tragen kommen die »Thüringer Residenzenlandschaft«, mit der sich der Freistaat Thüringen aktuell um den Welterbestatus bewirbt. An diesem Beispiel lassen sich die aktuellen Herausforderungen und Hintergründe des Bewerbungsprozesses besonders gut aufzeigen.
Dem gegenüber stehen auch bislang nicht erfolgreiche Bewerbungen der vergangenen Jahre. Sie können uns dennoch eine weitere Perspektive auf den Bewerbungsprozess geben und zeigen einige weniger beachtete, aber nicht weniger spannende Schätze der Thüringer Kultur.
Doch nicht nur Kulturstätten, sondern auch gelebte Kulturtraditionen werden seit dem Beitritt Deutschlands zum UNESCO-Übereinkommen zum Erhalt des Immateriellen Kulturerbes 2013 in den Fokus gerückt und als schützenswerte Bestandteile unserer lebendigen Kultur anerkannt. Traditionen wie der Eisenacher Sommergewinn, der Lauschaer Christbaumschmuck oder das Skatspiel aus Altenburg zeigen, wie tief verwurzelt regionales Handwerk und Bräuche in der thüringischen Kultur sind. In Thüringen wird zudem immaterielles Kulturerbe gepflegt, das auch in anderen Teilen der Bundesrepublik und anderen Teilen der Welt Zeugnis menschlichen Schaffens ist. Auch das wird in einem eigenen Artikel beleuchtet.
Einen genaueren Blick werfen wir auf die Landesliste in Thüringen, die das immaterielle Kulturerbe des Freistaats dokumentiert, bevor es sich um die deutschlandweite Liste bewirbt – oder auch, wenn dies nicht gelingen sollte.
In diesem Jahr wurden neun neue Einträge vorgenommen. Sie reichen von der Dahlientradition im Mittleren Elstertal bis zum Büchsenmacher-und Graveurhandwerk in Suhl. Diese kulturellen Schätze zeigen die Vielfalt und Kreativität Thüringens, weshalb wir sie mit einer ausführlichen Vorstellung würdigen.
Selbstverständlich berichten wir in dieser Ausgabe auch über die laufende Arbeit des Heimatbund Thüringen e. V. und die zahlreichen Aktivitäten unseres Verbands. Wie gewohnt werfen wir dabei einen Blick auf unser Flurnamenprojekt, das fortwährend wichtige Erkenntnisse zur Geschichte und Kultur Thüringens zu Tage fördert. Zudem schauen wir auf den Fortgang unseres erfolgreichen Programms der Zertifizierten Natur- und Landschaftsführer (ZNL), das nicht nur der Vermittlung von Wissen über die heimische Natur dient, sondern auch den nachhaltigen Tourismus in Thüringen fördert. Diese Initiativen sind Teil unseres stetigen Engagements für die Bewahrung und Weiterentwicklung unserer thüringischen Kultur- und Naturlandschaft, die auch für künftige Generationen erlebbar bleiben soll.
Wir laden Sie herzlich ein, mit uns durch das Kulturerbeland Thüringen zu reisen. Lassen Sie sich inspirieren von der Vielfalt kulturträchtiger Stätten, langer Traditionen und einzigartiger Handwerkskünste, die in unserer Heimat Thüringen lebendig sind und in der Welt ihren Platz behaupten.
Wir wünschen Ihnen spannende Einsichten, interessante Erkenntnisse und viel Freude beim Lesen.