„Heimat kann nicht mehr definiert werden über die Gnade der langen Sesshaftigkeit. Heimat, die sich in unserer mobilen, die Menschen durcheinander würfelnden Zeit gegen die Fremden und das Fremde kategorisch abgrenzt, verdient diesen Namen nicht. Heimat ist eine Frage des Zusammenlebens, und wir tun gut daran, uns zu öffnen für Impulse von außen, für neue Formen lebendiger Kultur.“ (Hermann Bausinger)
Kultur und Landschaft, Brauch und Tracht, Musik und Theater, Handwerk und Industrie – Thüringen hat seit Jahrhunderten von kulturellen Einflüssen und Zugewanderten aus aller Herren Länder profitiert. Heimat war daher nie ein homogenes, abgeschlossenes System einer eng definierten Gruppe „immer schon Dagewesener“. Und auch in Zukunft wird Thüringen nur lebenswert, attraktiv und produktiv bleiben, wenn wir offen sind für auswärtige Einflüsse, Ideen und Menschen.
„Der Heimatbund Thüringen hat schon Anfang des Jahres überlegt, was man tun kann, um demokratische Kräfte, vor allem im ländlichen Raum, zu stärken“, sagt der Vorsitzende des Heimatbundes Thüringen Burkhardt Kolbmüller. „Heimat kann nicht mit Abgrenzung von fremden Einflüssen definiert werden. Wir haben schnell gemerkt, dass wir mit dem Konzept einen Nerv getroffen haben.“
So ist der Wunsch nach einer Ausstellung entstanden, die den Begriff der offenen Heimat erläutert, der von dem Tübinger Volkskundler Herrmann Bausinger im Vorfeld der Gründung des Thüringer Heimatbundes geprägt wurde. Sie ist eingebettet in die Veranstaltungen des Greizer Aktionsbündnisses „Dreibart geht wählen“ (https://dreibart.info/).
Gerade auch in Thüringen wird der Begriff Heimat von der rechtspopulistischen Seite ausgrenzend verwendet. „Wir müssen uns darum kümmern, den Begriff wieder positiv zu besetzen und dafür sorgen, dass sich Menschen damit auseinandersetzen“, findet Kolbmüller. Heimat sei ein sehr emotional besetzter Begriff, den jeder Mensch für sich individuell definiere. Jedoch gebe es zwei Missverständnisse über die Begrifflichkeit Heimat: „Die einen verbinden mit Heimat die heile-Welt-Kulisse des Musikantenstadls und die anderen setzen Heimat gleich mit ihrem Zuhause.“ Das sei gefährlich.
„Es gab nie die abgeschottete eine Heimat. Jede Kultur braucht den Austausch mit anderen. Nur so findet Entwicklung statt. Die Ausstellung führt genau das vor Augen.“
Mit der Ausstellung will der Heimatbund einige dieser Einflüsse sichtbar machen. Die Auswahl ist in keiner Weise repräsentativ und selbstverständlich nicht abgeschlossen – man könnte hunderte weitere Beispiele aufzeigen. Sie zeigt aber schon in dieser Kürze die Wichtigkeit eines weltoffenen Heimatverständnisses. Begleitet wird die Ausstellung von Veranstaltungen wie Filmen, Vorträgen und Führungen.
Für die finanzielle Unterstützung bedanken wir uns sehr herzlich bei der Thüringer Staatskanzlei sowie bei der Jenoptik AG Jena.